Wir alle wollen, dass Kinder in unserer Stadt gesundes, frisch zubereitetes Essen bekommen. Daran besteht überhaupt kein Zweifel – weder hier im Ausschuss noch bei den Trägern oder Familien.
Aber: Wir sollten uns daran erinnern, dass dieser Prozess längst begonnen hat.
- Im Bereich der Grundschulen wurde er auf Initiative von Elternvertretern angestoßen, mit der Verwaltung weiterentwickelt und bereits in einen 5-Jahres-Vertrag mit einem neuen Lieferanten überführt. Das ist kein theoretisches Vorhaben mehr, sondern bereits Realität.
- Mit der Beschlussvorlage vom 01.02.2023 haben wir – und auch CDU/FDP – außerdem selbst entschieden, eine Kita mit eigener Küche zu bauen, weil wir darin einen Mehrwert für frisches Kochen und pädagogische Beteiligung der Kinder gesehen haben. Quelle Beschlussvorlage SV/FD2/023/2023 „ Die Lebenshilfe Grafschaft Diepholz gGmbH hingegen bezieht das frische tägliche Kochen in ihr Erziehungs- bzw. Betreuungskonzept mit ein […] Hier ist ein Vorteil des Kochangebotes in das pädagogische Konzept bei der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz gGmbH zu sehen.“
Wenn CDU und FDP nun einen Antrag stellen, der diese Entwicklungen ausblendet, wirkt das, als würde man auf einen fahrenden Zug aufspringen und gleichzeitig versuchen, die Weichen neu zu stellen – ohne überhaupt zu wissen, wohin die Fahrt hin geht. Das schafft Unsicherheit bei Trägern, Familien und auch beim neuen Lieferanten.
Hinzu kommt: Es gibt in unserer Stadt unterschiedliche Träger und Konzepte – Einrichtungen, die selbst kochen, Einrichtungen mit externem Lieferanten, Einrichtungen, die das Kochen bewusst in ihr pädagogisches Konzept integriert haben. All das ist in Beschlussvorlagen und öffentlichen Unterlagen dokumentiert. Ein pauschaler Antrag auf „Ausweitung“ blendet diese Vielfalt aus.
Wurden diese Einrichtungen und Träger überhaupt gefragt? Denn nur mit ihnen gemeinsam lässt sich eine verlässliche und akzeptierte Lösung erarbeiten.
Einfach ablehnen werde ich diesen Antrag nicht – das wäre in der Sache ebenso unklug wie eine Enthaltung.
Aber ich finde, wir müssen klarstellen:
- Wir haben bereits einen Prozess gestartet.
- Wir haben bereits Beschlüsse gefasst – auch mit Stimmen der CDU/FDP.
- Wir sollten zunächst die Erfahrungen aus den Grundschulen und den neuen Lieferverträgen auswerten, bevor wir uns in zusätzliche Konzepte hineinsteigern, die möglicherweise an der Realität vorbeigehen.
Dieser Antrag bringt inhaltlich nichts Neues. Aber – und das ist wichtig – wir stimmen dennoch zu. Nicht, weil CDU und FDP hier mit frischen Ideen glänzen würden, sondern weil wir sicherstellen wollen, dass die Finanzierung einer verlässlichen Essensversorgung für Kinder im Haushalt abgesichert ist. Alles andere wäre gegenüber den Familien unverantwortlich.
Die entscheidende Aufgabe bleibt: den begonnenen Prozess konsequent auszuwerten und Schritt für Schritt weiterzuführen. Statt ständig Anträge nachzuschieben, die nur Schlagzeilen produzieren, brauchen wir Verlässlichkeit und Substanz.
Familien erwarten von uns, dass der Zug sicher ans Ziel kommt – nicht, dass mitten auf der Strecke plötzlich hektisch neue Weichen eingebaut werden, die niemand braucht.
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