Allwetterbad

Zusammenfassung des Projekts Allwetterbad Diepholz

1. Hintergrund und Ausgangslage 

  • Das Hallenbad Delfin und das Freibad Müntepark in Diepholz sind veraltet und haben ihre technische und bauliche Nutzungszeit nahezu erreicht.
  • Eine Attraktivierung und Modernisierung der Wasserflächen sowie der zugehörigen Nebenanlagen ist erforderlich.
  • Frühere Studien (2010) empfahlen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.

2. Standortwahl und Konzeptentwicklung 

  • Nachhaltiger Bäderbetrieb wird durch einen kombinierten Hallen und Freibadbetrieb an einem Standort bevorzugt, insbesondere im Müntepark.
  • Konzeptionelle Zielparameter umfassen Angebote für verschiedene Altersklassen, Schulen und Vereine.
  • Innen- und Außenbereiche sollten flexibel für unterschiedliche Zwecke genutzt werden können (z.B. Lehrschwimmbecken, Attraktionsbecken).
  • Energieeffizient und nachhaltig

3. Finanzierung und Planungsverfahren

  • Kosten für die konzeptionelle Entwicklung sind auf bis zu 35.000 Euro geschätzt, zu tragen von den Stadtwerken EVB Huntetal GmbH.
  • Der langfristige Plan umfasst eine umfassende Bäderentwicklung in drei Hauptphasen mit Stop-Möglichkeiten nach jeder Phase.

Über Monate hinweg haben wir in Ausschusssitzungen nach konkreten Sanierungskosten für das Hallen- und Freibad gefragt. Statt detaillierter Informationen erhielten wir stets die pauschale Antwort, dass eine Sanierung zu teuer sei. Nun mussten auch wir aus der Zeitung erfahren, dass es offenbar doch Zahlen und Gutachten gibt. Der Stadtwerke-Geschäftsführer spricht von Sanierungskosten jenseits der 30 Millionen Euro für beide Bäder und behauptet, dies sei das Ergebnis eines unabhängigen Gutachtens und einer Machbarkeitsstudie. Wenn diese Informationen existieren, warum wurden sie den Ratsmitgliedern und der Öffentlichkeit nie transparent, aktuell und nachvollziehbar zur Verfügung gestellt?

4. Bürgerbeteiligung und Politische Diskussionen 

  • Trotz der Entscheidung, die Bürger stark in den Entwicklungsprozess einzubinden, wurde dies nicht in vollem Umfang verwirklicht.
  • Die Grünen führten eine zusätzliche, nicht repräsentative Umfrage durch, die spezifische Bürgerwünsche (u.a. ein 50m-Becken) aufzeigen konnte.
  • Im Verlauf 2022 und 2023 gab es anhaltende Diskussionen, Anträge und Forderungen nach einer stärkeren Einbindung der Öffentlichkeit.

Im Jahr 2022 hat unsere Fraktion eine Online-Umfrage gestartet, um die Meinungen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zur zukünftigen Gestaltung der Bäder zu erfahren. Trotz des hohen Engagements und der Relevanz dieser Umfrage wurde sie von vielen abgetan, darunter auch von der Stadt, da 200 Meinungen als nicht repräsentativ erachtet wurden. Jetzt erwähnen die Stadtwerke im aktuellen Artikel der Kreiszeitung, dass sie unsere Fragen und Anregungen berücksichtigt haben. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Unsere Vorschläge und Ergebnisse wurden zwar entgegengenommen, aber letztlich nicht in die weitere Planung integriert. Die fortgesetzte Marginalisierung der Bürgermeinungen zeigt eine klare Tendenz, den Neubau durchzudrücken, ohne ernsthaft die Möglichkeiten einer Sanierung zu prüfen.

5. Aktueller Stand und weitere Planungen 

  • Anfang 2023 wurde der Rat erneut mit dem Thema befasst, und die Planungen für ein Kombibad werden vorangetrieben.
  • Ein Arbeitskreis aus Vertretern von Rat, Verwaltung, Stadtwerken und Nutzern diskutiert die weiteren Schritte und stimmt diese ab.
  • Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf bis zu 25 Millionen Euro netto, mit einer geplanten Betriebseröffnung nicht vor Ende 2028.  

6.Finanzpolitische Bedenken 

  • Diskussionen im Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft zeigten Bedenken hinsichtlich der grundsätzlichen Finanzierbarkeit des Projekts.
  • Kritiker fordern detailliertere Kosten-Nutzen-Analysen und die Prüfung von Finanzierungsmöglichkeiten wie staatlichen Fördermitteln.

Der Stadtwerke-Geschäftsführer gibt an, dass der jährliche Zuschussbedarf für den Betrieb des Allwetterbades zur Lasten der Stadt Diepholz bei 2,5 Millionen Euro pro Jahr liegt – mit der Tendenz, über die Betriebszeit weiter zu steigen. Dies ist eine erhebliche finanzielle Belastung für die Stadt, die langfristig unsere Haushaltsplanung beeinflussen wird.

Es scheint, dass mit dieser finanziellen Belastung für das Allwetterbad andere freiwillige Aufgaben in Zukunft nicht mehr finanziert werden können. Kann es so verstehen, dass nun für andere freiwillige Aufgaben kein Geld mehr da ist? Und wie steht es mit dem Grundsteuer-Hebesatz?

7. Öffentliche Meinungen und Widerstand 

  • Öffentliche Online-Petitionen und Unterschriftenaktionen fordern den Erhalt des bestehenden Freibads und eine umfassende Sanierung statt Neubau.
  • In den Diskussionen wird darauf hingewiesen, dass repräsentative Bürgerbeteiligung und transparente Kommunikation weiterhin unzureichend sind.

8. Bekannte Kritikpunkte und Empfehlungen 

  • Hohe finanzielle Risiken und unzureichende Einbindung der Öffentlichkeit.
  • Unklarheiten bei der Konzepterstellung und der Berücksichtigung nachhaltiger energetischer Lösungen.
  • Forderungen nach detaillierten Umwelt- und Nachhaltigkeitsgutachten sowie langfristigen Masterplänen für die Bäderentwicklung. 

Zukunftsweisend ist für uns allein ein klimaneutrales Bad. Dazu hört man leider gar nichts. Wie können wir sicherstellen, dass der Betrieb einer Holzhackschnitzelanlage für das Allwetterbad in Diepholz angesichts des begrenzten und nachwachsenden Rohstoffs wirklich eine ideale und nachhaltige Lösung darstellt angesichts der Tatsache, dass sie auf einem nachwachsenden Rohstoff basiert, dessen Verfügbarkeit und ökologischer Fußabdruck begrenzt sind? Und wäre es nicht sinnvoller, alternative erneuerbare Energiequellen in Betracht zu ziehen?Andere niedersächsische Kommunen planen mit Solar- und Windstrom und vor allem Wärmepumpen in Verbindung mit Geothermie. Ein nachhaltiges Energiekonzept sollte im Mittelpunkt aller Planungen stehen. Wir sollten diesbezüglich Erfahrungen austauschen und von Kommunen wie Osnabrück, Oldenburg und Winsen lernen.

Ausblick 

Die Diskussionen und der Entscheidungsprozess rund um das geplante Allwetterbad gehen weiter. Das Projekt erfordert sorgfältige Überprüfungen und wäre sinnvoll in einem langfristigen und durchdachten Planungsprozess umzusetzen, der alle relevanten Faktoren und Meinungen berücksichtigt.

Dieses Projekt hat die Bürger unserer Stadt gespalten, und es ist bedauerlich zu sehen, dass wichtige Informationen aus dem Kontext gerissen oder unvollständig wiedergegeben werden. Die bisherigen Prozesse waren geprägt von fehlender Transparenz und mangelnder klarer Kommunikation. Eine sachliche, faktenbasierte und transparente Diskussion ist dringend notwendig. Die emotionalen und sachlichen Einwände der Bürger dürfen nicht einfach ignoriert werden.

Ein nachhaltiger und durchdachter Umbau unserer Bäder erfordert, dass alle Optionen auf den Tisch gelegt und transparent sowie fair diskutiert werden. Nur so können wir der Verantwortung gegenüber unseren Bürgern gerecht werden. Ich appelliere an alle Beteiligten, diesen Prozess ernsthaft und offen zu führen. Lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden, die den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger gerecht wird und gleichzeitig wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig ist.

Welche konkreten Schritte und Maßnahmen wird der Rat jetzt ergreifen, um sicherzustellen, dass die Planung und Umsetzung des Allwetterbades im Diepholzer Müntepark transparent, partizipativ und unter Berücksichtigung aller sanierungsfähigen Alternativen erfolgt?

Redebeitrag Ratssitzung 11.09.2024, Bettina Kuhlmann

Online Umfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Allwetterbad 2022