Wenn man einfach alle Zweifel über Bord wirft – und das Budget gleich mit.

Wir als Fraktion stehen zu der Idee eines modernen Allwetterbades und trotzdem stehen wir heute vor einer Entscheidung, die für längst gefallen ist. Schon vor Monaten haben wir das Projekt abgelehnt, weil es finanziell nicht tragbar ist. Doch anstatt dass daraufhin eine echte Auseinandersetzung mit den finanziellen Risiken stattgefunden hat, wurde das Projekt weitergetrieben – und das nicht etwa günstiger, sondern sogar noch teurer.

Ja, es gab einen zusätzlichen Antrag zur Bürgerbeteiligung. Ja, es gab weitere Diskussionen. Aber hat sich dadurch für uns etwas verbessert? Nein. Denn an den grundsätzlichen Problemen hat sich nichts geändert. Schon 2022 haben wir festgestellt, dass die Kosten enorm sind, die Finanzierung nicht langfristig abgesichert ist und eine Sanierung der bestehenden Bäder nicht ernsthaft geprüft wurde. Genau diese Fragen sind auch heute nicht beantwortet.

Es wird nun das Argument kommen, dass wir doch Zahlen zur Sanierung vorliegen haben und sie einfach zu teuer seien. Aber genau das ist unser Punkt: Eine ernsthafte Prüfung einer Sanierung oder , lassen Sie es mich anders nennen: Erneuerung, Aufarbeitung,.. wäre nicht nur eine reine Kostenaufstellung gewesen, sondern eine ergebnisoffene Abwägung aller Optionen. Es war nie unsere Absicht, das Projekt Allwetterbad nicht zu unterstützen. Aber es hätte eine ehrliche Diskussion darüber geben müssen, ob mit schrittweisen Maßnahmen eine Verlängerung der Nutzungsdauer möglich wäre, ob man gezielt Kernbereiche ertüchtigen könnte, während man in Ruhe und unter Berücksichtigung aller Faktoren ein Allwetterbad plant, statt eine komplette Sanierung als „zu teuer“ abzutun. Dass wir eine Zahl präsentiert bekommen haben, heißt nicht, dass wirklich alle Wege abgewogen wurden.

Und genau hier liegt das Problem: Während wir immer wieder betont haben, dass die Finanzierung das zentrale Thema sein muss, wurde dieser Punkt nie ernsthaft gelöst. Stattdessen gab es immer neue Forderungen, immer größere Wünsche, immer höhere Kosten. Und dennoch scheint es kaum jemanden zu geben, der das kritisch hinterfragt. Wie kann es sein, dass wir hier über Millionenbeträge diskutieren, als wäre es Spielgeld? Wie kann es sein, dass es heißt: „Wenn schon, denn schon“, ohne dass ernsthaft geklärt wird, woher dieses Geld eigentlich kommen soll? Jeder von uns weiß, dass man privat nicht so wirtschaften könnte. Niemand würde sich ein Haus kaufen, das er sich nicht leisten kann, und dann, wenn es teurer wird, einfach hinnehmen, dass noch ein paar Millionen dazukommen. Niemand würde ein großes Projekt starten, ohne vorher sicherzustellen, dass die Finanzierung wirklich steht. Aber genau das passiert hier.

Und als wäre das nicht genug, sind selbst die Finanzierungsmöglichkeiten, die von der Stadt oder den Stadtwerken in Aussicht gestellt wurden, nichts weiter als Hypothesen. Was passiert, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert? Was passiert, wenn eventuelle Fördermittel verzögert oder gar nicht bewilligt werden? Was passiert, wenn die Stadtwerke die erwarteten Gewinne nicht erwirtschaften? Die Antwort ist immer dieselbe: Dann trägt allein die Stadt Diepholz die Last. Und damit wir alle. 

Der Fokus der Planungen lag immer stark auf dem idealen Endprodukt, aber nicht auf der Kernfrage: Was können wir uns wirklich leisten, und was ist eine kluge Finanzstrategie?

Genau deshalb können wir uns heute weder für Variante 1 noch für Variante 2 entscheiden. Egal, welche gewählt wird – die finanzielle Problematik bleibt bestehen. Unser Vorschlag war immer, zumindest die dringendsten Reparaturen vorzunehmen, um Zeit für eine tragfähige Lösung zu gewinnen. Stattdessen wurde das von Anfang an ausgeschlossen.

Wir enthalten uns heute nicht, weil uns die Zukunft der Bäder egal ist. Wir enthalten uns, weil wir keine fundierte Grundlage haben, um eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen.

Am Ende müssen wir uns auch mal die Frage stellen, wo die Grenze zwischen Wunsch und Realität liegt. Natürlich wäre es schön, wenn jeder alles bekommt: 50-Meter-Bahnen, einen Sprungturm, Erlebnisbereiche, ein modernes Bad mit allem, was man sich vorstellen kann. Aber in der heutigen Zeit ist das Fordern auf hohem Niveau. Und so erinnert die ganze Entwicklung ein wenig an Der Fischer und seine Frau: Erst war es nur der Wunsch nach einem Bad, dann wurde daraus ein Kombibad, dann sollten es noch mehr Bahnen sein, dann noch ein  Sprungturm – doch am Ende steht die Gefahr, dass wir uns finanziell so übernehmen, dass wir mit leeren Händen dastehen.

Bettina Kuhlmann