Zur Zeit wird die Hindenburgstraße umgestaltet. Im Zuge dessen, sollte auch eine Auseinandersetzung mit ihrem Namen erfolgen. Prof Hans-Ulrich Thamer schreibt in seinem Aufsatz „Ehren und Erinnern“ folgendes zu Straßennamen:
„Straßennamen, vor allem wenn sie die Namen historischer Persönlichkeiten tragen, werden gestiftet, um wahrgenommen zu werden und um den Namensgeber zu ehren. Eine Persönlichkeit wird auf den Sockel eines Denkmals gehoben oder auf einem Straßenschild verewigt, weil er sich nach verbreiteter Annahme verhalten hat, wie es idealerweise jeder tun sollte, aber eben nicht macht oder machen kann. Der zu Ehrende repräsentiert einen Wertbezug und dieser Auszeichnung wird Sichtbarkeit und soziale Anerkennung zuteil. Straßennamenverraten darum auch etwas über die Werthaltungen und Geschichtsbilder, die zur Zeit ihrer Stiftung gültig sind.“
Wann also erhielt die Hindenburgstraße in Diepholz ihren heutigen Namen? Am 28. April 1933, also etwa 3 Monate nach der Machtergreifung Hitlers, hat der Diepholzer Rat mit einem Beschluss die Wilhelmstraße in Hindenburgstraße und die Eschfeldstraße in Adolf-Hitler Straße umbenannt. Hindenburg, der Kriegsheld des 1. Weltkrieges, ernannte als Reichspräsident Adolf Hitler zum Reichskanzler.
Wie er selbst dazu stand, beschreibt Wolfram Pyta auf S. 867 seiner Hindenburgbiographie:
„In seinem politischen Testament brachte Hindenburg unmissverständlich sein Wohlgefallen über die seit dem 30. Januar 1933 eingeleitete Entwicklung zum Ausdruck und bestätigte die Richtigkeit der nach langem inneren Ringen getroffenen Entscheidung“
Auf Seite 6 schreibt Hindenburg in seinem Testament „Mein Kanzler Adolf Hitler und seine Bewegung haben zu dem großen Ziele, das deutsche Volk über alle Standes- und Klassenunterschiede zu innerer Einheit zusammenzuführen, einen entscheidenden Schritt von historischer Tragweite getan“ und weiter „Ich scheide von meinem deutschen Volk in der festen Hoffnung, dass das, was ich im Jahre 1919 ersehnte und was in langsamer Reife zu dem 30. Januar 1933 führte, zu voller Erfüllung und Vollendung der geschichtlichen Sendung unseres Volkes reifen wird“
Diesem Ziel hat er billigend und bei vollem Bewusstsein auch die Unterdrückung anderer Meinung und die Rassenlehre der Nazis untergeordnet. Wir alle wissen, wozu das geführt hat.
Kennt man diese Hintergründe, stellt sich die Frage, ob wir als Stadt wirklich noch eine solche Persönlichkeit mit einer Straßenbenennung ehren wollen.
Unsere Antwort als Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen lautet ganz klar: „Nein!“ Im Zuge der Umgestaltung bietet sich nun eine Chance für den Neustart der Straße.
Die Ehrung des ehemaligen Lehrers an der Graf Friedrich Schule Prof. Wilhelm Oppermann an, der „in den braunen dreißiger und vierziger Jahren […] als demokratischer Solitär in Diepholz [leuchtete]“ (Frank Wiggermann, „Rückfahrkarte Demokratie, S. 53“) und nach Kriegsende als völlig unbelasteter Demokrat von Mai bis November 1945 kommissarischer Landrat wurde, bietet sich an dieser Stelle an, da Oppermann in den Gebäuden der heutigen Grundschule unterrichtete. Auch auf Grund des 100 jährigen Gründungsjubiläums der Graf Friedrich Schule, einem Aushängeschild der Stadt, erscheint die Ehrung eines ihrer herausragendsten Lehrkräfte in dieser wegweisenden Zeit passend.
Damit setzt die Stadt in Zeiten des wiedererstarkenden Rechtsnationalismus ein deutliches Zeichen und nimmt ihre Verantwortung zur Auseinandersetzung sowohl mit der deutschen als auch der Stadtgeschichte wahr.
Deshalb beantragen wir: „Die Hindenburgstraße wird in Prof.-Wilhelm-Oppermannstraße umbenannt. Außerdem wird auch die Grundschule an der Hindenburgstraße in Schule an der Prof.-Wilhelm-Oppermannstraße umbenannt.“